20 Jahre Med Uni Graz

Pathoprüfung mit Folgen

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe in diesen 20 Jahren, seit der Trennung der medizinischen Fakultät von der KarlFranzensUniversität, sehr aktiv an der Weiterentwicklung der Meduni Graz mitgearbeitet: als langjährige Vorsitzende des AKGL und als engagierte Vertreterin des Mittelbaus im Senat, teilweise auch als stellvertretende Senatsvorsitzende. Es wäre nichts so gekommen wie es ist, wäre diese Geschichte nicht passiert. Sie ist zwar vor 2004 geschehen, ich möchte sie aber dennoch mit Ihnen teilen:

Mitten im Studentenleben der Achtzigerjahre, ein regnerischer Oktobertag, elend früh am Morgen, ein kleines Katerchen vom Vorabend sitzt mir im Nacken. „Wir müssen zur Patho, weil der XY Prüfung hat,“ kommandiert mich Bibi dorthin. Den XY kenne ich nicht und auch die anderen Kandidatinnen und Kandidaten nicht, aber alle Mal ist es wert dort zuzuhören, steht doch unsere eigene Prüfung bei Schmidt in einigen Wochen an.

Großer Pathologie Hörsaal, 8:00 Uhr, das steile Auditorium, weiß lackiert, zum Brechen voll. Mir ist flau. Die Leiche liegt am Seziertisch unten in der Mitte des Hörsaals. Schmid tritt auf. Nach der Reihe sezieren die Kandidat:innen die zugeordneten Areale des Körpers und beantworten Fragen dazu. Theorie und Praxis der Pathologie eng miteinander verknüpft. Vier fliegen mit Bomben und Granaten durch, einer bleibt im Ring. Nach einer letzten Frage schüttelt Schmidt seine Hand, klopft ihm auf die Schulter und verabschiedet sich. - Alle Zuhörenden klopfen anerkennend auf die Holzbrüstung.

Unten steht einer im weißen Mantel, mit hoch roten Wangen: „Das ist er!“, schießt es durch meinen Kopf. Alle defilieren vorbei und gratulieren, auch ich halte ihm steif meine Hand zum Glückwunsch hin. Er sagt: „ Ist das alles?“, und küsst mich. Das war’s. Fünf Jahre später haben wir geheiratet.

Ohne diesen Menschen wäre ich nicht zu dem geworden was ich bin, für mich selbst nicht und für die MedUniGraz schon gar nicht. Bis heute sind wir beide im Lehrbetrieb unserer Uni tätig. Ad multos annos!