CarboCeption-App

CarboCeption-App: digitaler Helfer bei Kohlenhydratintoleranz

Die eine oder der andere kennt es: Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Durchfall nach dem Essen — auch dann, wenn man vermeintlich gesund ist bzw. nichts Außergewöhnliches oder Unbekanntes gegessen hat. Die Ursache könnte eine Kohlenhydratintoleranz sein, bei der Betroffene in Hinblick auf den Auslöser oft jahrelang im Ungewissen sind. Die neue CarboCeption-App, die von Forscher*innen der Medizinischen Universitäten Graz und Wien entwickelt wurde, soll Betroffenen dabei helfen, die Ursache von Intoleranzen zu erkennen, auslösende Lebensmittel zu identifizieren und die Mengen jener Lebensmittel, die vertragen werden, zu bestimmen. Dieses digitale Medizinprodukt ermöglicht es, Symptome zu messen und in weiterer Folge Intoleranzen zum Beispiel gegen Laktose oder Fruktose zu erkennen.

 

Intoleranz: wenn Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall den Alltag begleiten

Eine Kohlenhydratintoleranz äußert sich durch das Auftreten von Symptomen nach dem Verzehr eines Lebensmittels, das möglicherweise schwer verdauliche Kohlenhydrate wie Laktose, Fruktose, Birkenzucker oder Ballaststoffe enthält. Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Durchfall sind wichtige Signale, die auf die Lebensmittelunverträglichkeit hindeuten. Diese Kohlenhydrate können nicht nur in Milchprodukten, Obst oder Gemüse, die man oft als erste Assoziation im Kopf hat, sondern auch in Teig- und Backwaren wie Brot, Nudeln und Süßspeisen enthalten sein. Der Nachweis einer Intoleranz macht wiederholte Symptommessungen nach dem Essen oder Trinken des im Verdacht stehenden Nahrungsmittels erforderlich. Der Test kann mit verschiedenen Lebensmitteln und Zuckern wie Laktose oder Fruktose und mit unterschiedlichen Mengen dieser Testsubstanzen durchgeführt werden. Dieser objektive Nachweis einer Intoleranz ist entscheidend für die Behandlung mithilfe einer Diät oder mit Enzympräparaten und wichtig, um einen Nährstoffmangel aufgrund von Durchfall zu verhindern.

Viele Menschen verzichten auf Verdacht probeweise auf verschiedene Lebensmittel, ohne genau abgeklärt zu haben, ob wirklich eine Unverträglichkeit besteht. Dieser Verzicht beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, sondern kann ebenfalls zu Nährstoffmangel führen. Hier kommt die CarboCeption-App ins Spiel, die von Heinz Hammer von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie an der Med Uni Graz und Johann Hammer von der MedUni Wien basierend auf den von ihnen an den jeweiligen Universitäten entwickelten und an CarboCeption auslizensierten Fragebögen, entwickelt wurde. Dieses Medizinprodukt unterstützt Betroffene dabei, die Symptome zu messen bzw. aufzuzeichnen und Intoleranzen zu erkennen, beispielsweise wenn eine Ärztin*/ein Arzt aufgrund der Beschwerden einen Test auf Laktose- oder Fruktoseintoleranz empfohlen hat.

 

Jederzeit und allerorts: App soll Unterstützung bieten

Die Analyse einer Kohlenhydratintoleranz mithilfe der CarboCeption-App hilft dabei, ursächliche Lebensmittel ausfindig zu machen und nicht unnötigerweise auf Nahrungsmittel zu verzichten, die gar nicht für die Beschwerden verantwortlich sind. „Der praktische Vorteil in der Anwendung der App liegt vor allem darin, die Intoleranz jederzeit im Alltag, also zu Hause oder am Arbeitsplatz beispielsweise, nachweisen zu können, ohne dass dazu ein mehrstündiger Besuch eines Labors oder einer Praxis zur Durchführung eines Atemtests notwendig wird“, nennt Heinz Hammer den Mehrwert des digitalen Helfers. Die Verwendung von CarboCeption ist sowohl für Mitarbeiter*innen in Gesundheitsberufen als auch für Betroffene ohne Vorwissen sinnvoll. Medizinischem Personal hilft die App neben der Ursachensuche auch bei der ordnungsgemäßen Umsetzung der Empfehlungen der aktuellen europäischen Leitlinie zur Diagnostik von Kohlenhydratintoleranzen. Vor allem Lai*innen können profitieren, denn „die App ist weit mehr als ein Diagnose-Instrument, sie gibt wertvolle Informationen zum Umgang mit Lebensmitteln und individuell auf den*die User*in abgestimmte Empfehlungen zur Ernährung“, so der Wissenschafter.



Anwendung: Symptommessung mit Reminder soll verdächtiges Lebensmittel entlarven

Für die Symptommessung verwendet die App einen wissenschaftlich validierten Test, der an den Medizinischen Universitäten Graz und Wien entwickelt wurde. „Unser Fragebogen leitet die App-Benutzer*innen an, ihre Symptome auf einer Skala zu messen. Sie werden vor und nach der Einnahme einer Testsubstanz oder eines Testnahrungsmittels wiederholt gemessen“, beschreibt Heinz Hammer die Anwendung. Über einen Zeitraum von drei Stunden erinnert CarboCeption die Anwender*innen alle 30 Minuten, ihr Wohlbefinden bzw. das Auftreten von Symptomen zu bewerten bzw. zu dokumentieren. Die App-User*innen erhalten sofort nach Beendigung des Tests ihr Ergebnis und Empfehlungen zur Kontrolle der Beschwerden und zur Ernährung. „Damit können Betroffene nicht nur den Zusammenhang zwischen ihrem Wohlbefinden und der Ernährung besser verstehen und wieder ein Stück mehr Kontrolle über ihr Leben gewinnen, sondern vor allem auch das Essen wieder mit Freude genießen“, so das Fazit des Wissenschafters.

Die CarboCeption-App kann für Apple- und Android-Geräte aus den jeweiligen App Stores kostenfrei heruntergeladen werden. Allgemeine Informationen sind unter www.carboception.com und Youtube verfügbar.

 

Steckbrief

Univ.-Prof. Dr. Heinz Hammer wurde an der Med Uni Graz sowie in Dallas/USA und an der Mayo Clinic, Rochester/USA zum Facharzt für Innere Medizin und Zusatzfacharzt für Gastroenterologie und Hepatologie ausgebildet. An der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie an der Med Uni Graz geht er seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten in der Entwicklung von Intoleranztests nach und engagiert sich in der Ausbildung von Studierenden und Ärzt*innen. Er war und ist in leitender Tätigkeit in europäischen Fachgesellschaften tätig.

Kontakt

Univ.-Prof. Dr.
Heinz Hammer 
Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
Medizinische Universität Graz
T: +43 316 385 80269

Kontakt

Ao.-Univ-Prof. Dr.
Johann Hammer 
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Medizinische Universität Wien
T: +43 (0)1 40400 47440
T: +43 (0)1 40400 65890