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COVID-19: Impfung bei Tumorerkrankungen

Eine Tumorerkrankung geht immer mit großer Belastung der Betroffenen und Angehörigen einher. Das Coronavirus sorgt nun noch für zusätzliche Sorgen – den Krebspatientinnen und -patienten zählen zur Risikogruppe. Aber kann hier die Schutzimpfung die Lösung sein? Und gibt es eigentlich Krebserkrankungen, bei denen man sich nicht impfen lassen sollte?

„Grundsätzlich gibt es das nicht“, sagt Onkologe Philipp Jost von der Med Uni Graz. „Bei allen Tumorerkrankungen kann man gefahrlos impfen. Es gibt keine Daten, die zeigen, dass die Erkrankung durch die Impfung beeinflusst werden kann.“ Was allerdings passieren kann, ist, dass die Vakzine nicht ihre volle Wirkung entfalten können. Das kann in unterschiedlichem Ausmaß etwa aufgrund einer Chemo- oder Antikörpertherapie der Fall sein.

„Wenn eine solche Therapie läuft oder angedacht ist, macht man es daher so, dass man davor oder zwischen den Zyklen die Impfung verabreicht“, so der Experte. Dabei sollte ein Abstand von mindestens einer Woche zwischen Impfung und Therapie eingehalten werden. Der genaue Abstand hängt von der Intensität der Therapie ab. Bis zum Ende der Therapie zu warten sei nicht zu empfehlen, da eine solche meist mehrere Wochen bis zu Monate dauern kann.

Mögliche Nebenwirkungen der Impfung seien in etwa dieselben wie bei Menschen ohne Vorerkrankungen. „Die Thrombosegefahr ist bei Tumorpatientinnen und -patienten erhöht“, so Jost. Gegen die Impfung spreche das aber keineswegs: Denn ein schwerer Covid-19-Verlauf würde mit einer noch um vielfaches höheren Thrombosegefahr einhergehen.


Gefahr für schweren Verlauf

Und die Wahrscheinlichkeit auf einen schweren Krankheitsverlauf im Falle einer Infektion ist bei Betroffenen hoch. „Menschen mit bestehender Krebserkrankung oder Chemotherapie haben deutlich schwerere Verläufe. Deshalb ist die Impfung für diese Patientinnen und Patienten auch so sinnvoll“, sagt der Onkologe. Noch etwas höher ist die Gefahr schwer an Covid zu erkranken bei Lungenkrebs.

Neben der Impfung sei es für Betroffene wichtig, dass sowohl sie selbst wie auch ihr Umfeld streng auf die Hygieneregeln und übrigen Vorsichtsmaßnahmen achten: „Wir wissen, dass auch Impfdurchbrüche bei Menschen mit Krebs vorkommen, da diese eben häufig eine schwächere Immunantwort auf die Impfung ausbilden.“

Zur Impfung dieser Risikopatientinnen und -patienten werden grundsätzlich mRNA-Impfstoffe bevorzugt. Auch die Boosterimpfung sollte mit einem solchen erfolgen – vier Monate nach dem zweiten Stich. „Außerdem kann man viel zum Schutz der Betroffenen beitragen, wenn sich auch das Umfeld der Patientinnen und Patienten impfen lässt“, so Jost.


Textnachweis: Teresa Guggenberger, KLEINE ZEITUNG vom 20.11.2021

Kontakt

Univ.-Prof. Dr.
Philipp Jost 
Klinische Abteilung für Onkologie
T: +43 316 385 13900