Hände mit Daumen noch oben

Dr. Michael Hasiba Preis 2022: Drei innovative Projekte ausgezeichnet

Der Dr. Michael Hasiba Preis wird jährlich von der Ärztekammer Steiermark in Kooperation mit dem Vizerektorat für Studium und Lehre gestiftet und dient zur Förderung von Projekten oder Konzepten, denen ein strukturierter Lehrinhalt zu Grunde liegt, der innovativ, faktisch dargestellt und an der Medizinischen Universität Graz praktisch umsetzbar ist.

Gleich drei innovative Projekte der Med Uni Graz wurden heuer mit dem Dr. Michael Hasiba Preis ausgezeichnet
 

  • "Vom Symptom zur Diagnose – Das interaktive Wahlfach zur Verbesserung der klinischen Ausbildung von Jungmediziner*innen"
    Simon Kraler, Lea Julia Bischof, Aryan Aliabadi, Alex Zaufel, Adrian Stelzl, Wolfgang Schwarz, Florian Moik, Florian A. Wenzl, Hasibullah Ehsas, Jakob Riedl, Maximilian Köller, Nikolaus Schreiber, Matthias Egger, Julia Kraus, Abakar Magomedov, Samy Mady, Stefan Weikl, Victor Scheu, Gregor Mayer
  • "Massive Open Online Kurs (MOOC) - Nierenerkrankungen im Alter­ - elearning für die Aus-und Weiterbildung im Fachbereich Geriatrie"
    Regina Roller-Wirnsberger
  • "Simulationspatient*innen an der Med Uni Graz – Schauspieler*innen als ausgebildete Kranke in der medizinischen Lehre"
    Herta Tritthart

 

Vom Symptom zur Diagnose – Das interaktive Wahlfach zur Verbesserung der klinischen Ausbildung von Jungmediziner*innen

Das innovative Konzept dieser Lehrveranstaltung wurde 2015 an der Medizinischen Universität Graz von Studierenden in Vorbereitung auf den Paul-Ehrlich-Diagnostik-Wettbewerb erarbeitet. Die Implementierung als Wahlfach in das Curriculum des Diplomstudiums Humanmedizin erfolgte im selben Jahr dank enger Zusammenarbeit mit Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz, Klinikvorstand der Univ.-Klinik für Innere Medizin, und Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert, Leiter der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie.

Im Zentrum: Clinical reasoning & problem-based learning anhand von interaktiv diskutierten Fallbeispielen aus verschiedenen Fachgebieten

"Vom Symptom zur Diagnose’" fußt auf der intrinsischen Motivation Studierender, sich symptom-basierte Denkmuster in einem interaktiven Lernumfeld anzueignen und weiterzugeben. Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung werden klinisch höchstrelevante Fähigkeiten trainiert, die ergänzend zur Pflichtlehre einen wesentlichen Eckpfeiler in der praktischen Ausbildung von JungmedizinerInnen darstellen. In interaktiven Fallpräsentationen aus den verschiedensten medizinischen Fachgebieten (Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pädiatrie, uvm.) und in kompakten Präsentationen pathognomonischer Befunde (klinische Blickdiagnosen, Laborkonstellationen, radiologische und pathologische Befunde uvm.) wird bereits erworbenes - zumeist nosologisch erlerntes - Wissen in einen allgemeinmedizinischen und damit breiteren Kontext gestellt, um vom Symptom zur Diagnose zu gelangen. Unter Anwendung innovativer didaktischer Methoden (e.g., Gamification, Peer-to-peer teaching) wird ein umfassender symptom-basierter Denkprozess sowie die Fähigkeit zur Mustererkennung (Pattern recognition skills) geschult.

Die dabei zur Anwendung kommenden diagnostischen „Frameworks“ werden dabei auf Basis klinischer Erfahrungen, sowie international etablierter Modelle interaktiv diskutiert, wobei dies stets unter Berücksichtigung des unterschiedlichen Studienfortschritts teilnehmender Studierender erfolgt. 

Das Repertoire der Lehrveranstaltung wird um die Expertise internationaler Expert*innen ergänzt (e.g., ‘Clinical Problem Solvers, renommiertee Gastprofessor*innen), wobei die Konfrontation mit Neuem den Blick über den Tellerrand fordert und fördert.

Nähere Informationen zu dem Projekt finden Sie unter: www.symptom-diagnose.com und www.glmedizin.com



Massive Open Online Kurs (MOOC) - Nierenerkrankungen im Alter­ elearning für die Aus-und Weiterbildung im Fachbereich Geriatrie

Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Prävalenz chronischer Nierenfunktionseinschränkungen (bei Erwachsenen 10,2% bis 16%, in der Altersgruppe 75+ bis zu über 50%). Begleitend zur Nierenerkrankung und der häufig damit verbundenen Multimorbidität tragen vor allem ältere Patient*innen ein erhöhtes Risiko für funktionelle physischer und kognitiver Einschränkungen und Behinderung. Diese Konstellation erfordert Kenntnisse und Fertigkeiten von Ärzt*innen, welche es diesen ermöglichen, ein individualisiertes Komplexmanagement für viele ihrer, zumeist älteren, Patient*innen anzubieten. Vielfach wurde heute klinisch tätigen Kolleg*innen der vorliegende Lehrinhalt in ihrer prä-gradualen Ausbildung an den Universitäten noch nicht angeboten. Dies bedeutet, dass ein für die Betroffenen selbst, aber auch für das Gesundheitssystem wesentlicher Bedarf an entsprechenden Weiterbildungsangeboten besteht.

MOOC-Nierenerkrankungen im Alter

Der aktuelle Lerninhalt des MOOCs Nierenerkrankungen im Alter wurde unter Zusammenarbeit der Medizinischen Universität Graz mit Partner*innen aus 6 EU Mitgliedsstaaten sowie aus Israel entworfen und in 9 verschiedenen Sprachen produziert. Der dreiteilige Kurs mit gesamt 12 Lernmodulen zielt auf Wissenstransfer über das Management älterer, geriatrischer Patient*innen mit einer abnehmenden Nierenfunktion ab. Der Inhalt des Kurses umfasst grundlegende Einblicke in die alters- und krankheitsbedingten pathophysiologischen Änderungen der renalen Kapazität und Struktur. Zudem werden diagnostische Tests zur Feststellung der Nierenfunktion im fortgeschrittenen Alter diskutiert. Ein wesentlicher Fokus wird auf das Co-management von Risikofaktoren und Krankheiten, die mit der Niereninsuffizienz im Alter assoziiert werden, aber auch auf Funktionalität und Lebensqualität gelegt.

Insgesamt erlaubte die mehr als 9 Monate dauernde Produktionszeit des MOOCs eine steil ansteigende Lernkurve bei allen beteiligten Personen der Med Uni Graz. Zudem konnte die Entwicklung aber auch dazu genützt werden, die Pionierrolle der Medizinischen Universität Graz im Weiterbildungssegment auf dem internationalen Parkett weiter auszubauen. Basierend auf den aktuellen Vorarbeiten plant die Forschungsgruppe „Medizin des alten Menschen" den Ausbau des Weiterbildungsangebots, nicht zuletzt auch, um diese Angebote dann auch Ärzt*'innen und Mitgliedern der Steirischen Ärztekammer zugänglich zu machen und die Kooperation zwischen der Med Uni Graz und Steirischer Ärztekammer weiter zu stärken.


Simulationspatient*innen an der Med Uni Graz – Schauspieler*innen als ausgebildete Kranke in der medizinischen Lehre

Der Einsatz von Simulationspatient*innen ist eine moderne Lehrmethode, bei der Schauspieler*innen, Laienschauspieler*innen und Schauspielstudierende trainiert werden, Patient*innen und deren Erkrankungen mit den dazu gehörigen Symptomen, Persönlichkeitsmerkmalen, Lebensgeschichten und Besonderheiten ihrer psychosozialen Interaktion in einer standardisierten Art und Weise im Rahmen von Übungs- und Prüfungsszenarien darzustellen. Die Schauspieler*innen werden in einem gezielten Schauspieltraining in verschiedenen Krankheits- und Beschwerdebildern anhand detaillierter Rollenskripts geschult und sind in der Lage, ihre Beschwerden authentisch und realitätsnah darzustellen, sodass die Studierenden den Eindruck erhalten, es handele sich um eine*n reale*n Patientin/Patienten.

Diese Methode erlaubt eine enge Verzahnung von theoretischen Inhalten mit praktischen Übungen, von medizinisch-fachlichem Wissen und den Techniken ärztlicher Gesprächsführung, die es den Studierenden ermöglicht Erfahrungen zu sammeln, die gut in den klinischen Alltag transferiert werden können. Im Rahmen des Pflichttracks „Kommunikative Kompetenzen" wurden die bisherigen theoretischen Inhalte für lehrende und Studierende neu aufgearbeitet und vereinheitlicht, sowie ein didaktisch strukturierter Ablauf für die praktischen Übungen konzipiert, der den erstmaligen Einsatz von Schauspielpatient*innen an der Medizinischen Universität Graz ermöglichte. Somit konnte ein Simulationspatient*innenprogramm an der Medizinischen Universität Graz geschaffen werden, das dem derzeitigen internationalen Standard entspricht. Mit der erfolgreichen Implementierung von Schauspielpatient*innen in die Lehre konnte Ihr Einsatz in die klinischen Fächer und in die Prüfungen OSCE I und OSCE II integriert werden.

Fotonachweis: Schiffer/Ärztekammer Steiermark