News

Steirer des Tages: Lars-Peter Kamolz

Es war der Teddybär, der damals dran glauben musste. Als Lars-Peter Kamolz fünf Jahre alt war, markierte er auf seinem Teddy mit Lippenstift ein paar Stellen, schnitt ihn genau dort auf und nähte ihn wieder zusammen. Den Satz "Ich wollte irgendwie schon immer Chirurg werden" hätte Kamolz (49) gar nicht erst aussprechen müssen. Heute ist er nicht nur Chirurg, sondern seit Kurzem auch der neue Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC). Er vertritt somit 270 Fachärztinnen und Fachärzte nach außen.

Seine eigene Laufbahn als Arzt begann mit dem Studium der Humanmedizin in Wien. Nach Facharztausbildung, Habilitation und mehreren Studienaufenthalten an der Universität von Texas absolvierte Kamolz ein Masterstudium in Krems, Schwerpunkt: Prozess- und Qualitätsmanagement. Drei Jahre lang leitete er am AKH Wien das Zentrum für Schwerbrandverletzte. Seit 2012 steht er der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie an der Medizinischen Universität Graz vor.

Der Umzug von Wien nach Graz vor acht Jahren fiel dem gebürtigen Deutschen nicht schwer. "Ich liebe die Steiermark, ich fand die Region schon immer schön." Kamolz lebt in einem Haus in Hart bei Graz. "Mit drei Kindern, einer Frau und einem Hund, also eine richtig spießige Familie."


"Mehr als reine Schönheits-OPs"

An Graz schätzt er, dass sich hier "besonders viel tut": Mit dem Uniklinikum, dem Campus der Med Uni und dem "Coremed"-Zentrum ergaben sich für ihn als Chirurg und Forscher viele Möglichkeiten: "Ich brauche dieses Dreiergespann aus Patientenversorgung, Lehre und Forschung." Wobei Letzteres "die Medizin der Zukunft sicherstellt".

Es sei wichtig, nie still zu stehen und das Fach weiterzuentwickeln, so Kamolz, der nicht müde wird, zu betonen, dass "plastische Chirurgie aus viel mehr als reinen Schönheits-OPs besteht". Er beschäftigt sich als Spezialist für Brandverletzungen zum Beispiel mit der künstlichen Herstellung von Haut oder mit der regenerativen Medizin. "Wir versuchen, bestimmte Prozesse im Körper besser zu verstehen und dann gezielt zu intervenieren, um sie zu unterstützen", erklärt der 49-Jährige. Besonders interessant sei die Entzündungsreaktion. "Sie spielt eine extrem wichtige Rolle bei der Wundheilung aber auch bei Alterungsprozessen."


Fälle, die bewegen

Bis zu 4.000 Operationen pro Jahr führen Kamolz und sein Team durch. Unter den Fällen – die auch durch die Medien gingen – ist die Kärntnerin, die 2019 schwere Verletzungen durch eine Paketbombe erlitt oder eine Steirerin, die sich 2016 bei der Explosion ihres Ethanolofens mehr als 70 Prozent ihrer Haut verbrannte. "Das bewegt einen sehr. Auch jedes kleine brandverletzte Kind beschäftigt einen intensiv, vor allem Kinder, die im selben Alter wie die eigenen sind." Es helfe dann, sich im Team auszutauschen und seine Familie als Stütze zu haben.

Neben seinem Fachgebiet wendet sich der Wahl-Steirer gerne "komplett anderen Themen" zu. Gerade hat er einen Lehrgang der Universität von Cambridge zum Thema Nachhaltigkeit und zirkuläre Ökonomie abgeschlossen. Außerdem liebt er die Kunst und Malerei. "Ich habe zwei Lieblingskünstler: André Butzer und Christian Eisenberger, ein Deutscher und ein Steirer, das passt gut", meint Kamolz und spielt damit auf seine Herkunft und die jetzige Heimat an.


Zur Person

Lars-Peter Kamolz, geboren am 11. 3. 1972 in Berlin, wuchs in Niederösterreich auf und studierte in Wien und in Krems. Seit 2012 leitet er die Klinische Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie an der Med Uni Graz.

 

Textnachweis: Kleine Zeitung, Anna Stockhammer