Putzutensilien - AdobeStock/megakunstfoto

Tipps für den Osterputz: Die Wohnung ist kein OP-Saal

Der Frühlingsbeginn oder Ostern ist für viele Menschen der perfekte Zeitpunkt, die eigenen vier Wände mal wieder auf Vordermann zu bringen. Ecken, die Staubsauger und Wischmopp nur selten zu Gesicht bekommen, werden zum ersten Mal seit Monaten wieder ganz genau unter die Lupe genommen und gereinigt. Doch wie wird die eigene Wohnung oder das Haus nicht nur sauber, sondern auch hygienisch rein? Und ist es wirklich notwendig, die eigenen vier Wände hygienisch rein zu halten? Antworten kann das Diagnostik- & Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Med Uni Graz liefern.


Es muss nicht perfekt sein

Eines vorweg: Die Wohnung ist kein OP-Saal. Sterilität ist nicht notwendig und in der Realität auch nicht wirklich zu erreichen. Wenn es zu sauber wird, kann das sogar Nachteile haben. So zeigen Studien, dass Kinder, die regelmäßig mit Schmutz in Berührung kommen, seltener an Allergien leiden als ihre Altersgenoss*innen, die in sehr reinlichen Umgebungen aufwachsen. Selbstverständlich sollte man trotzdem auf Sauberkeit achten, man muss aber natürlich nicht jedem Staubkorn nachjagen.

Wann es sauber genug ist, erklärt Franz Reinthaler von der Forschungseinheit für Umwelthygiene des Diagnostik- & Forschungsinstituts für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Med Uni Graz. „‚Gesund‘ genug geputzt ist dann, wenn kein sichtbarer Schmutz vorhanden ist. Es muss nicht alles glänzen und strahlen bzw. nach ‚Chemie‘ riechen. Messparameter können z. B. optisch (keine sichtbare Verschmutzung) oder auch olfaktorisch (keine Geruchsbelästigung) sein.“

Welche Aspekte sind dann beim heimischen Osterputz aus hygienischer Sicht am wichtigsten? Dazu gehören der Sanitärbereich, Oberflächen, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, und Reinigungsutensilien selbst. Hier kann angesetzt werden, um Infektionen effektiv zu verhindern.


Gar nicht so dreckig

Die Toilette hat einen wesentlich schlechteren Ruf, als sie verdient. Regelmäßig gereinigt ist die Klobrille um einiges sauberer als eine Computertastatur, zumindest in Sachen mikrobielle Belastung. Im Sanitärbereich sind Duschköpfe, der Abfluss des Waschbeckens oder die Fugen zwischen den Fliesen um einiges bedenklicher. Vor allem die Fugen sind wahre Brutplätze für Keime und Schimmelpilze. Das feucht-warme Klima und der Fakt, dass die Fugen selten bewusst gereinigt werden, machen die Spalten zwischen den Fliesen zum Brutplatz.


Dort, wo man isst

Eine weitere kritische Umgebung im Bereich der Hygiene ist die Küche. Die hier zubereiteten Lebensmittel können zum „trojanischen Pferd“ für Krankheitserreger werden und sie in unseren Körper schleusen

„Bezogen auf die tatsächlich auftretenden Infektionskrankheiten im Haushalt sind Hygienefehler in der Küche die größten Probleme. Dabei stehen die nahrungsmittelbedingten Infektionen im Vordergrund.Daher kommt der Küchenhygiene die größte Bedeutung zu. Lebensmittel wie rohes Fleisch, Eier, Fisch und Geflügel haben ein hohes Kontaminationsrisiko und ein wichtiger Punkt dabei ist, rohe (z. B. Eier, Fleisch) und zubereitete Lebensmittel immer an getrennten Stellen und mit getrennten Küchenutensilien zu verarbeiten“, erklärt Franz Reinthaler die Gefahren in der Küche.

Ebenso wichtig ist Hygiene im Kühlschrank. Die Kälte im Kühlschrank reicht nämlich nicht aus, um die meisten Keime abzutöten. Wichtig: Sollte im Kühlschrank etwas zu schimmeln beginnen, bietet es sich an, den ganzen Schrank auszuräumen, das verschimmelte Gut sofort wegzuwerfen und den gesamten Kühlschrank zu reinigen, um zu verhindern, dass sich Sporen der Schimmelpilze auf anderen Lebensmitteln breitmachen.

Eine oft unterschätzte Brutstätte von Mikroben sind die Putzutensilien selbst. Schwämme, Tücher und Co. bieten viel Oberfläche, auf denen sich Krankheitserreger vermehren können. Ein regelmäßiger Austausch ist für ein hygienisches Putzen von größter Wichtigkeit.


Vergessene Ecken

Besonders für Allergiker*innen können Hausstaubmilben, die sich in Matratzen und Bettdecken einnisten, problematisch werden: „Die Ausscheidungen dieser Milben können bei sensibilisierten Personen zu starken allergischen Symptomen bis hin zu asthmatischen Erscheinungen führen. Zur Bekämpfung sollte man Betten und Matratzen lüften, um ihnen die Feuchtigkeit zu entziehen. Ausklopfen der Betten und staubsaugen, um Milben und Allergene zu entfernen, wird ebenso empfohlen. Häufiges Wechseln der Wäsche entzieht den Nährboden. Bettdecken und Tücher können draußen aufgehängt werden, denn Kälte und Sonneneinstrahlung (UV) töten Milben ab“, fasst Franz Reinthaler zusammen.

Besonders aggressive Reinigungsmittel machen die Wohnung übrigens nicht unbedingt sauberer: „Der Einsatz von aggressiven Chemikalien ist der größte Fehler. Es ist z. B. aus hygienischer Sicht nicht erforderlich, nach dem Benützen der Toilette oder für deren Reinigung aggressive (z. B. chlorhaltige) Reinigungsmittel zu verwenden, da damit keine Infektionen verhindert und nur die Umwelt belastet wird“, so Franz Reinthaler.


Steckbrief: Franz Reinthaler

Franz Reinthaler ist 1. Stellvertreter des Leiters des Diagnostik- & Forschungsinstituts für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin. Er hat sich im Bereich medizinische Mikrobiologie und Parasitologie habilitiert und ist Leiter der Forschungseinheit Umwelthygiene an der Med Uni Graz.

Kontakt

Univ.-Prof. Mag. Dr. rer. nat.
Franz Reinthaler 
Medizinische Universität Graz
Diagnostik- & Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin
T: Tel.: +43 316 385 73620